Geschichte
Villa Angelica - Eine Reise durch die Jahrhunderte
Inmitten üppiger Gärten, umgeben von jahrhundertealten Bäumen und dem sanften Rauschen des Albola-Bachs, erhebt sich Villa Angelica, ein Ort voller Geschichten, gelebter Epochen und unauslöschlicher Erinnerungen. Doch bevor ihre Mauern errichtet wurden, bevor ihre Gärten blühten und ihre Fenster das Sonnenlicht einfingen, war dieser Ort bereits Schauplatz einer längst vergangenen Welt.
Eine Zeitreise in die Eisenzeit
Man sagt, dass schon vor über zweitausend Jahren, lange bevor die ersten Steine der Villa gelegt wurden, hier Menschen lebten, arbeiteten und träumten. In der Hallstatt-Zeit (ca. 800–450 v. Chr.) war dieses Land von jenen frühen Kulturen bewohnt, die das Eisen zu ihrem wertvollsten Gut machten.
Zeugen dieser fernen Vergangenheit wurden Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckt: uralte Artefakte aus Eisen, verborgen in der Erde rund um das Anwesen. Diese Funde sind nicht nur stumme Zeugen einer vergessenen Zivilisation, sondern auch ein Beweis dafür, dass genau hier, wo heute die prächtige Villa steht, einst eine Siedlung existierte.
Die Geburt des Riva-Papiers
Die Zeit verging, Königreiche stiegen auf und fielen, bis sich das Schicksal dieser Ländereien erneut veränderte. Im 14. Jahrhundert, als die Winde des Mittelalters durch das Tal fegten, wurde am Ufer des Albola-Bachs eine der ersten Papiermühlen des Trentino errichtet. Es war das Jahr 1360, als das Geräusch von Mühlrädern, getrieben vom wilden Wasser des Gebirgsbachs, zum Herzschlag dieses Ortes wurde.
Was hier entstand, war mehr als nur Papier – es war ein Versprechen von Qualität, ein Symbol für Wissen und Fortschritt. Bereits im 15. Jahrhundert war das Riva-Papier so berühmt, dass es eine eigene Filigranmarke in Form einer Krone erhielt – ein Emblem, das noch heute im Logo von Villa Angelica weiterlebt.
Und so wurde dieses Papier zur Leinwand der Geschichte: Zwischen 1490 und 1520, in einer Zeit der Umbrüche, der Reformation und des Erwachens neuer Ideen, wurde die berühmte Bibel von Martin Luther genau hier gedruckt – auf den Bögen, die aus den Mühlen von Riva del Garda stammten. Buchdrucker, Buchbinder und Handwerker aus ganz Italien strömten an die Ufer des Sees, um an diesem Wunder teilzuhaben, und von hier aus begann das berühmte „Arcense“-Papier seinen Weg in die Welt – bis in den fernen Osten.
Noch heute, viele Jahrhunderte später, ist die Papierkunst von Riva lebendig. Sie flüstert von vergangenen Zeiten, von Meistern und ihren Werkstätten, von Büchern, die die Welt veränderten.


La Villa
Die Geburt einer Villa
Doch wie alles im Leben unterlag auch diese Geschichte dem Wandel der Zeit.
Ende des 16. Jahrhunderts kam eine Familie ins Spiel, deren Name für immer mit Villa Angelica verbunden bleiben sollte: die Fiorios. Alvisio Fiorio, ein Mann mit Weitsicht und Ehrgeiz, übernahm die alten Papiermühlen am Albola-Bach. Innerhalb weniger Jahrzehnte wurde seine Familie zu den unangefochtenen Herren der Papierproduktion, nicht nur hier, sondern auch in San Giacomo und entlang des Varone-Bachs. Bis in die 1920er Jahre hielten die Fiorios die Zügel dieser florierenden Industrie in der Hand.
Doch Alvisio träumte von mehr als nur Mühlen und Maschinen. Er träumte von einer Residenz, die seinem Namen Ehre machen würde.
So geschah es, dass in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts die alte Papiermühle von San Giacomo einer neuen Vision weichen musste. Der mittlerweile zum Baron Fiorio von San Cassiano erhobene Alvisio ließ ein imposantes Gebäude errichten: eine Villa im Hufeisenstil, majestätisch und elegant, ein Ort der Schönheit und der Beständigkeit.
Bis heute thront Villa Angelica stolz inmitten ihrer Ländereien – ein Erbe aus Stein und Zeit.
Das verborgene Heiligtum
Doch die Villa birgt nicht nur weltliche Pracht. In ihrem Schatten, versteckt zwischen alten Bäumen und duftenden Blumen, liegt ein weiteres Juwel: die Kapelle von San Francesco di Paola.
Erstmals erwähnt im Jahr 1723, wurde sie von den Bischöfen jener Zeit als „reich geschmückt und mit heiligen Utensilien bestens ausgestattet“ gepriesen.
Ihr Inneres ist schlicht und doch erhaben – ein einziger, weihevoller Raum mit feinen, kunstvollen Verzierungen aus dem 18. Jahrhundert. Im Zentrum steht ein prachtvoller Altar aus mehrfarbigem Naturstein, ein Meisterwerk vergessener Handwerkskunst. Und draußen, in der zentralen Nische der Fassade, blickt die Statue des heiligen Franziskus von Paola hinab auf jene, die den Weg zur Kapelle finden. Er ist hier der stille Wächter – ein Symbol der Hingabe und des Schutzes, durch die Jahrhunderte hindurch.
Vincenzo Errante und die Poesie der Villa
Doch kein Ort ist vollständig ohne jene, die ihn bewohnten, die ihn liebten, die ihn zum Teil ihrer Geschichte machten.
Einer von ihnen war Vincenzo Errante, ein Mann der Worte, der Kunst, der Kultur.
Geboren am 12. Februar 1890 in Rom, war er ein Philologe, Historiker und Übersetzer, ein leidenschaftlicher Kenner der deutschen Literatur. Es war seine Hand, die die Werke von Goethe, Schiller und Rilke ins Italienische brachte, die Brücken zwischen den Sprachen baute, die Poesie atmen ließ.
Doch Vincenzo war mehr als ein Übersetzer. Er war Dichter, Universitätsprofessor, Verlagsleiter – ein Mann, der mit Worten die Welt formte. Nach dem Ersten Weltkrieg, den er selbst erlebte, zog er sich in die Schönheit der Literatur zurück, vertiefte sich in die Verse Shakespeares, ließ die Tragödien und Sonette durch sein eigenes Herz sprechen.
Seine letzten Jahre verbrachte er in Villa Angelica, umgeben von der Ruhe des Sees, vom Duft der Blüten, vom Flüstern der alten Mauern. Und als er im Jahr 1951 in Riva del Garda starb, hinterließ er nicht nur seine Werke – er hinterließ seinen Geist in den Gängen der Villa, in den Schatten der Bäume, in den Seiten der Bücher, die er zum Leben erweckt hatte. Zu seinen Ehren wurde das Denkmal „Il Ninfale“ errichtet, das noch heute im Park der Villa steht – ein stiller Tribut an einen Mann, der sein Leben den Worten widmete.
Ein Erbe, das weiterlebt
Heute ist Villa Angelica mehr als ein Ort der Vergangenheit. Sie ist eine Brücke zwischen den Zeiten, ein lebendiges Echo der Geschichte.
Und vielleicht, wenn man genau hinhört, kann man noch immer das leise Rattern der alten Mühlräder hören, das Murmeln der Poeten im Garten, den Wind, der über die Jahrhunderte hinwegflüstert: „Ich war hier. Ich habe gelebt. Und meine Geschichte wird weiter erzählt.“